Der
nachfolgend angeführte Text stammt aus der Feder des Gastautors Jörg Wöllper. Für diese gelungene Arbeit möchte ich abermals meinen besten Dank aussprechen, zudem bedanke ich mich für die freundliche Zusammenarbeit mit Jörg Wöllper. Die Württembergische Landesdefension zu Anfang des 17. Jahrhunderts Die Entwicklung der Landesdefension in Württemberg war geprägt durch den Gegensatz des Herzogs und der Landschaft. Der jeweils regierende Herzog (Friedrich I. reg. 1593 – 1608 und Friedrich Johann reg. 1608 – 1628 ) versuchte ein stehendes Heer von Berufssoldaten aufzubauen, während die Landschaft dies wegen der horrenden Kosten ablehnte. Da sie das Recht der Steuerbewilligung hatte, konnte sie hier dem Herzog Paroli bieten. Und sich zum einen auf das allgemeine Aufgebot der Einwohner des Herzogtums und auf den Tübinger Vertrag berufen. Sie favorisierte nicht nur wegen der Kosten das sogenannte Landesaufgebot, das in 3 Wahlen organisiert war, sondern auch weil sie dem Herzog nicht das Machtmittel eines Heeres in die Hand geben wollte. Herzog Friedrich hatte schon zu Anfang seiner Regierungszeit einige Reformen angestoßen, letztendlich aber 1608 nach zähen Verhandlungen erreicht, dass an die Stelle des Landesaufgebots geworbene Truppen treten sollten. Er und seine Räte waren der Meinung, dass mit 1000 Soldaten mehr zu erreichen wäre als mit 10000 Mann der Landesauswahl. Sein Tod im gleichen Jahr verhinderte aber die Umsetzung dieses Vorhabens. Herzog Johann Friedrich konnte sich in dieser Frage, wider besseren Wissens, nicht gegen die Landschaft durchsetzen und man kehrte zurück zum Landesaufgebot. Die Krise um die Erbfolge von Jülich – Berg, die 1610 beinahe zum Krieg im Reich führte zeigte aber, dass es im Bezug auf Bewaffnung, Organisation und Ausbildung erheblichen Handlungsbedarf gab. Man ging deshalb daran, die Mannschaften wie auch in anderen protestantischen Ländern nach dem Vorbild Oranischen Militärreform zu organisieren und zu drillen. Landhofmeister Graf von Hohenlohe wandte sich deshalb an Graf Ernst Kasimir von Nassau. Dieser vermittelte ihm Gebhard Herwig, der 10 Jahre in Nassaus Regiment in den Niederlanden als Sergeant gedient hatte. Er wurde als Capitän eingestellt und drillte ab Juni in Stuttgart die ersten 20 Pikeniere und Musketiere. Sie wurden nach der Tauglichkeit und Abkömmlichkeit ausgewählt. Darüber hinaus stellte man noch 4 weitere Hauptmänner ein, welche die Mannschaften in den Ämtern ausbilden sollten. Dadurch wollte man einen einheitlichen Ausbildungsstand erreichen, um die Truppe auch in größeren Verbänden führen zu können. Nach und nach wurden dann weitere Männer gedrillt. Als Kerneinheit bildete man 2 Regimenter von jeweils 3000 Mann, die Landmiliz genannt wurde. Die Übungen in den Ämtern wurden jeweils sonn- und feiertags nach dem Gottesdienst abgehalten. Neben dem Exerzieren waren das vor allem das Wettschießen der Schützen. Immer wieder wurden auch in Stuttgart Übungen aller Kompanien abgehalten und das Manövrieren in großen Verbänden geübt. Auch wurden 1000 Söldner im Herzogtum auf das sogenannte Wartgeld gesetzt, damit sie im Ernstfall sofort zur Verfügung standen. Das große Engagement Württembergs in der Union, ließen die Anstrengungen auf diesem Gebiet aber wieder einschlafen. Dies änderte sich dann nach der Auflösung der Union 1620 und den Kämpfen an der Nordgrenze des Landes ab 1622. Bei den nachfolgenden Verhandlungen des Herzogs mit den Landständen beschloß man folgendes: Zum einen warb man je 2 Regimenter Fußvolk und Reiterei an und man verdoppelte die Landmiliz auf eine Stärke von insgesamt 12000 Mann. Wie schon 1610 sollten die besten Mannschaften in Stuttgart gedrillt werden. Die Offiziere sollten dagegen die Kompanien in den Ämtern nicht nur drillen, sondern sich auch weiterhin kommandieren. Bei den Chargen konnte man zum großen Teil auf diejenigen von 1610 zurückgreifen, aber es wurden auch neue Drillmeister eingestellt. Im Ernstfall wollte man dann jeweils auf 6000 Mann zurückgreifen, während die Offiziere die ganze Zeit Dienst tun sollten. Dadurch wollte man erreichen, dass das Wirtschaftsleben im Herzogtum nicht allzusehr litt. Eine Bedingung der Landstände war auch, dass die Landmiliz nicht unter die geworbenen Regimenter gestoßen werden durfte. Im Laufe der 20er Jahre wurden dann die Landregimenter immer wieder eingesetzt. Die geworbenen Truppen dagegen, wurden teilweise abgedankt. Zum einen da die Kosten sehr hoch waren und zum anderen, da sie wegen ihrer Disziplinlosigkeiten immer Anlaß zur Klage gaben. Der nächste herbe Einschnitt war dann das Restitutionsedikt 1629, das für Württemberg erhebliche Gebietsverluste bedeutete. Dies führte zur Auflösung der Landmiliz. Als sich dann 1631 Württemberg dem Leipziger Bund anschloß, stellte man die Landmiliz wieder auf und warb Truppen. Dieses Intermezzo wurde aber recht schnell durch den sogenannten Kirschenkrieg beendet. Statt dessen mußten nicht nur die Truppen wieder abdanken und sich die Landmiliz auflösen, sondern auch 12 kaiserlichen Kompanien im Land unterhalten werden. Nach dem Abschluß des Bündnisses mit den Schweden 1632, wurde die Landmiliz wieder aufgestellt und auch wieder Truppen geworben. Das Herzogtum wurde in den beiden folgenden Jahren der wichtigste Verbündete in Süddeutschland. Neben den Truppen unterstützte man die Schweden mit umfangreichen Proviantlieferungen und gab auch Waffen für mehrere Regimenter ab. Gleichzeitig wechselten viele Württemberger in Schwedische Dienste, da es hier gerade für Offiziere viel mehr Aufstiegschancen gab. Das bedeute dann für die Landmiliz einen bedeutenden Aderlaß an erfahrenen Offizieren, was sich dann auch in der Kampfkraft niederschlug. In der Krise vor der Nördlinger Schlacht, hatte man im Herzogtum umfangreiche Vorkehrungen getroffen. Die Festungen waren gut ausgestattet und man wollte die 2. und 3. Auswahl im Falle einer Niederlage einberufen. Aber die Niederlage war zu verheerend und im Herzogtum war niemand, der den Widerstand organisierte, da der Herzog samt seiner Regierung nach Straßburg geflohen war. Statt dessen brach die gesamte Verwaltung zusammen und somit auch die Landesdefension. Ein Großteil der Miliz war bei Nördlingen geblieben und nur 2 Regimenter, die bei Villingen standen, konnten sich nach Straßburg retten, wo sie im folgenden Jahr dann mit dem Leibregiment vereinigt wurden. Als der Herzog 1638 in sein Land zurückkehrte, war an eine Neuorganisation der Landesdefension nicht zu denken. Zum einen fehlte es an Geld und zum anderen hätten die verschiedenen Parteien, die im Land standen, dies nicht zugelassen. In den 40er Jahren ging man in den Ämtern dazu über, kleinere Einheiten von Soldaten aufzustellen, die gegen Marodeure vorgehen sollten. Zwar war man größere Einheiten nach wie vor nicht gewachsen, aber man konnte zumindest die Auswüchse bekämpfen. Darüber hinaus führte zu dieser Zeit jeder Mann ein Seitengewehr und eine Feuerwaffe und man wußte damit umzugehen. Damit war die Bevölkerung nun zu 100 % mit Feuerwaffen versehen. 1652 ging man dann im Herzogtum daran, wieder das Milizwesen aufzurichten. Im Gegensatz zur Vorkriegszeit konnte man jetzt auf viele gute Offiziere und Mannschaften zurückgreifen. Der Befehlshaber der Landesdefension und der Festungen, Georg Friedrich von Holz, war bis 1649 Befehlshaber der Bayerischen Infanterie und mit Conrad Widerhold hatte man einen protestantischen Helden als Oberst eines Regiments. Gleichzeitig versuchte man wohl mit wenig Erfolg, das offene Tragen von Waffen zu verbieten. Auch war die Bereitschaft der Bevölkerung, sich in der Truppe einzubringen nicht allzu groß. Offensichtlich waren die Überlebenden des großen Krieges gewöhnt, sich selbst ihrer Haut zu wehren und wollten sich nicht in diesen Apparat einfügen. Bis 1656 wurden dann 4 Regimenter aufgestellt, die sich aus Fußvolk und Reiterei zusammensetzten. Auch wurde das Schützenwesen wieder neu ins Leben gerufen. An der Besoldung beteiligte sich die Landschaft mit einem festen Betrag. Auch wurde wieder der Eintritt in fremde Kriegsdienste verboten.
Das Infanterie-Aufgebot Im Herzogtum Württemberg war seit dem Mittelalter jeder männliche Einwohner zwischen 18 und 60 verpflichtet, im Landesaufgebot Dienst zu tun. In Konsequenz konnte niemand das Bürgerrecht erwerben, wenn er nicht Harnisch und Waffe vorweisen konnte. Bei unregelmäßig stattfindenden Musterungen, wurden dann die männliche Bevölkerung ämterweise erfaßt. In den Listen wurde neben dem Namen auch die jeweilige Bewaffnung eingetragen. Dabei teilte man die Truppe entsprechend ihrer Tauglichkeit in 3 Auswahlen ein. Die erste Auswahl konnte dabei außerhalb des Landes eingesetzt werden, während die beiden anderen Auswahlen nur im Verteidigungsfall aufgeboten wurden. Ab 1608 ging man dazu über, die Musterungen im ganzen Herzogtum am selben Tag abzuhalten, das es immer wieder zu Betrügereien in Sachen Bewaffnung gekommen war. Vielfach hatte man die Waffen verkauft und sich zur Musterung eine Waffe im Nachbaramt ausgeliehen. Nach der Neuorganisation 1610 wurde dann bis 1633 kein Musterung mehr abgehalten. Nur 1619 wurde von dem Amtsleuten eine Liste angelegt, ohne dass man die Truppe gemustert hatte. Offensichtlich legte man auf die 2. und 3. Auswahl keinen großen Wert mehr. Die beiden Regimenter, die dann gebildet wurden, nannte man „ob der Steig“ und „unter der Steig“. Die Namen bezogen sich auf das jeweilige Rekrutierungsgebiet. In diesem Falle: südlich der Stuttgarter Weinsteige für „unter der Steig“ und für nördlich der Steige „ob der Steig“. Jedes Regiment hatte einen Sollstand von 3000 Mann, die in 10 Kompanien aufgeteilt waren. Für das ganze Regiment rechnete man 22 Offziersstellen, die zum Teil von Berufsoffzieren besetzt waren, aber auch von lokalen Beamten, welche die entsprechende Erfahrungen besaßen. Gebildet wurden die Kompanien in einzelnen Ämtern des Herzogtums. Diese Kompanien wurden dann auch in den Amtsstätten oder größeren Orten gedrillt. Der Befehlshaber eines Regiments hatte die Charge eines Oberstleutnants und wurde oft mit einem der adligen Obervögte besetzt. Auch wurden die ganzen Chargen der Kompanien dem einer regulären Einheit angepaßt. Bei den Mannschaften gab es neben den Musketieren und Pikenieren, die oft Doppelsöldner genannt wurden, Zimmerleute als Pioniere. Ein Teil der Mannschaft wurde darüber hinaus zum Schanzen eingesetzt. Bei der Verdoppelung der Landmiliz 1620 wurde dann diese Organisation beibehalten. Darüber hinaus wurde die Besoldung festgelegt. Bei Auszug sollte jeder Milizionär 3 Gulden erhalten und dies war auch der Monatssold. Die Ämter sollten zudem die Familien der Ausgezogenen unterstützen. Bei den geworbenen Truppen der 20er Jahre legte man Wert darauf, dass es deutsche Knechte waren. Der eigenen Bevölkerung dagegen war es verboten, sich anzuwerben zu lassen.
Die Organisation einer Kompanie im Spiegel der Musterungsliste von 1633 Im Februar 1633 wurden nach der abgebrochenen Belagerung Villingens in Schwenningen 5 Kompanien Landmiliz * gemustert. Diese werden als “andere Auswahl“ bezeichnet, was darauf hinweist, dass es Kompanien waren, die bei der Verdoppelung der Mannschaftsstärke 1620 aufgestellt wurden. Die Gliederung entspricht der einer regulären Kompanie, wobei hier der Hauptmann als Capitän bezeichnet wird. Auffallend ist, dass keine der Capitänsstellen besetzt ist, wie überhaupt die Offiziersstellen nur schwach besetzt sind. Die Rosenfelder Kompanie wird dabei von ihrem Fähnrich kommandiert, während die Neuffener, die Neuenbürger, die Pfullinger und die Vaihinger Kompanie von dem Leutnant kommandiert werden. Weiter fällt auf, dass sich die Mannschaften hauptsächlich aus Musketieren zusammen setzten. Die 5 Kompanien haben insgesamt 634 Musketiere, denen nur 175 Doppelsöldner, wie die Pikeniere in dieser Liste bezeichnet wurden, gegenüber standen. Somit ist das Verhältnis von Musketieren zu Pikenieren 3,6 :1. Daher wären die Württemberger, entgegen der bisherigen Meinung, hervorragend bewaffnet gewesen. Weiter hatten die 5 Kompanien eine Gesamtstärke von 858 Mann, was 57 % der Sollstärke gewesen wäre. Die Unteroffizierschargen sind Feldwebel, Sergeant, Furier, Capitain des Armes, Gefreiter Corporal, Gemeiner Corporal und Musterschreiber. Insgesamt sind es 28 Mann die 3,1 % der Stärke darstellen. Neben den Musketieren und Doppelsöldnern gibt es noch 9 Spielleute und 3 Zimmerleute. Die Mannschaften haben daher eine Stärkte von insgesamt 821 Mann was 95 % entspricht. Die Stärke der Offiziere mit 8 Mann entspricht gerade 1 %. Daher kann man sagen, dass im Gegensatz zu geworbenen Regimentern es sehr wenige Offiziersstellen gab. Berücksichtigen man aber, dass die Kompanien wohl den Herbstfeldzug in der Baar und im Hegau, sowie die Belagerungen von Rottweil und Villingen mitgemacht haben und darüber hinaus wohl kaum in Sollstärke ausgerückt sind. * Im einzelnen waren es die Kompanien anderer Auswahl von Neuffen, Neuenbürg Liebenzell / Wildbad und Merklingen, Pfullingen, Rosenfeld und Vaihingen. Die Landreiter Die sogenannten Landreiter wurden von Beamten und Hofleuten des Herzogs gebildet. Für ihre Ausrüstung sollten die jeweiligen Ämter aufkommen, während sie selber das Pferd stellten. Zahlenmäßig recht schwach, wurden hier nur einzelne Kompanien gebildet. Auch in Hinblick auf die Bewaffnung, konnten sie sich nicht mit regulären Einheiten messen. Sozusagen waren sie ein Überbleibsel der mittelalterlichen Heerfolge. Daneben gab es die sogenannte Metzgerkompanie aus Stuttgart. Diese hatten von Amtswegen ein Pferd zu halten und mußten Kurierdienste leisten. Vor allem bei den Belagerungen von Villingen fielen diese Einheiten negativ auf, da sie reihenweise nach Hause zogen.
Bewaffnung Zu Anfang des Jahrhunderts war die Bewaffnung des Aufgebots alles andere als einheitlich. Vielfach wurden veraltete Waffen verwendet, die vom Vater geerbt wurden. Auch spiegelte sich hier die finanzielle Lage des einzelnen Mannes wieder. Neben gut gerüsteten Pikenieren gab es Spießer ohne Rüstung oder Männer die nur mit einer Hellebarde bewaffnet waren. Selbst Schlachtschwerter tauchten noch auf. Bei den Feuerwaffen überwogen deutlich die leichten Hacken gegenüber den modernen großkalibrigen Musketen. Noch unter Herzog Friedrich wurde damit begonnen, die Truppe einheitlich mit Musketen und Piken auszurüsten. Darüber hinaus wurden ältere Landsknecht-harnische umgearbeitet und die Pikeniere damit ausgerüstet. Den Anfang machte ein Befehl von 1597, in dem er anordnete, nur noch mit Hacken und Lunten statt mit Feuerschlössern zu schießen. Dabei sollten die Schützen jeweils 3 Schuß ohne auszuwischen abfeuern und auch die Seitenwehren tragen. 1601 befahl er dann die Anschaffung von Musketen, was bei der Landschaft auf Widerstand stieß, da die Schützen die Waffe selber kaufen sollten. Und die Waffen sollten zentral in Rathäusern und den Festungen eingelagert werden und nur noch zu den Übungen ausgegeben werden. Bis dahin war es immer wieder zu Unfällen gekommen und offensichtlich wollte die Obrigkeit aus Angst vor Aufständen die Waffen unter Verschluß halten. 1620 waren dann zumindest Piken ( Länge 16 –17 Schuh ) in großer Zahl vorhanden, während man noch Musketen in größeren Mengen einkaufen mußte. Auch monierte man immer wieder, dass unbrauchbare oder Musketen mit verschiedenen Kalibern gekauft worden waren. Daher ging der Herzog dazu über, die Musketen und Ausrüstung selber zu kaufen und an die Milizsoldaten gegen Bezahlung auszugeben. Beschafft wurden diese wie das Zubehör in Suhl und in Ulm. Die Muskete sollte Kugeln von 5 Lot ( 72 Gramm ) verschießen. Verboten waren dagegen gezogenen Büchsen. Die Obrigkeit wollte wegen der Wilderei keine zielgenauen Schußwaffen in den Händen der einfachen Bevölkerung haben. Die Hackenbüchsen die in den Zeughäusern noch in größerer Zahl vorhanden waren, wollte man dagegen zu Karabinern für die Reiterei umarbeiten lassen. Insgesamt mangelte es aber immer an Ausrüstung für Kürasiere und Arkebuskiere und dementsprechend hatten die Landreiter wenig Kampfkraft. Die Seitenwehren sollten für Hieb und Stich geeignet sein und sollten auf Anregung des Grafen Kraft VII. von Hohenlohe, Vorsitzender des Herzlichen Kriegsrats in Urach gefertigt werden Als dann 1632 die Kämpfe in Süddeutschland losbrachen, waren nicht nur für das Württembergische Aufgebot genügend Musketen und Piken vorhanden, sondern man konnte darüber hinaus noch einige der neu aufgestellten schwedischen Regimenter ausrüsten. Bei den Landregimentern war dann auch ein Großteil der Männer mit Musketen bewaffnet. Dies zeigt eine Musterungsliste vom Februar 1633. Nach der fehlgeschlagenen Belagerung Villingens hatte man in Schwenningen 5 Kompanien der Miliz gemustert. Von den Mannschaften waren dabei 654 Mann Musketiere und nur noch 175 Mann Pikeniere. Die Skizzen, die der Villinger Kommandant Äscher von der Belagerung anfertigte, zeigen auch dieses Verhältnis. Daher kann man sagen, dass die württembergische Miliz zu dieser Zeit gut bewaffnet war. Für die Artillerie hingegen war der Herzog alleine zuständig. Da hier die Herzöge seit den letzten größeren Kampfhandlungen in Südwestdeutschland Mitte des 16. Jahrhunderts permanent ihren Geschützpark vergrößert hatten, herrschte hier kein Mangel. Alleine 242 größere Geschütze waren in den Zeughäusern und auch die leichten Geschütze waren in größerer Zahl vorhanden. Im Dienst des Herzogs standen darüber hinaus immer mehrere Büchsenmeister. Bei den beiden großen Belagerungen des Jahres 1633 und 1634, Konstanz und Überlingen, stellten dann auch die Württemberger den Schweden ihre schwere Artillerie zur Verfügung. Neben den damals üblichen halben Kartaunen werden aber auch immer wieder ¾ Kartaunen mit württembergischen Wappen erwähnt. Besonders auf die Artillerie des Hohentwiel wurde von der protestantischer Seite und von Frankreich bei den Belagerungen zurückgegriffen. Ausrüstung In der Musterungsliste von 1608 sind noch Fuhrleute aufgeführt die aber später dann nicht mehr zur Miliz gerechnet wurden. Sie waren für die Fuhrwerke der einzelnen Kompanien zuständig. Aufgebracht wurden die Fuhrwerke, wie auch die Kompanien von den Ämtern. Um 1620 wurde vom Herzog daher gefordert, dass die Ämter die entsprechende Zahl an Fuhrwerken bereits zustellen hatten. Neben den Spießwagen, die in ausreichender Zahl vorhanden waren, fehlte es aber im Besonderen an den sogenannten Kriegskarren. Dabei rechnete man 4 Kriegskarren pro Regiment. Des weiteren sollte man Zelte in ausreichender Zahl für die Mannschaften haben, die aber auch zu dieser Zeit schon vorhanden waren. Bei den Belagerungsbildern von Villingen erscheinen dann auch viele Zelte in gleicher Machart und nicht nur vor Ort gebaute Hütten wie sonst üblich. Sie sollten für 10 Mann Unterkunft bieten.
Das Landesaufgebot im Kampfeinsatz Den ersten Einsatz im Großen Krieg hatte die Landmiliz 1618 bei der Zerstörung der Befestigungen von Udenheim, dem späteren Phillipsburg. Im Verein mit Milizeinheiten aus der Pfalz und Baden zog man nach Udenheim und zerstörte die begonnenen Befestigungen der speyerischen Stadt. Die protestantischen Nachbarn Speyers wollten eine starke katholische Festung in unmittelbarer Nachbarschaft nicht dulden und schafften mittels dieses Handstreiches vollendete Tatsachen. Zu Kämpfen kam es aber nicht und letztendlich konnte der Bischof von Speyer mit Rückendeckung des Kaisers die Stadt in den nächsten Jahren zu einer starken Festung ausbauen. Als dann 1621 der Krieg sich von Böhmen in die untere Pfalz verlagerte, wurde das Herzogtum auch direkt bedroht. Lange war nicht sicher, ob der bayerische Generalleutnant Tilly die Neutralität Württembergs akzeptieren würde. Darüber hinaus wurde bei den Streifereien wenig Rücksicht von beiden Parteien genommen. Daher wurden in die exponierten Ämter Möckmühl und Neuenstadt insgesamt 200 Mann Landmiliz gelegt, während die geworbenen Truppen den wiederhergestellten Landgraben bei Laufen besetzten. Auch wurde die Reichsstadt Heilbronn mit einer Kompanie Landmiliz verstärkt. Trotzdem werden einige württembergische Ortschaften geplündert, wobei allein am 16.07.1622 400 Einwohner von Ölbronn von Kroaten niedergemacht wurden. Dagegen konnte durch eine Kompanie Landvolk die Plünderung der Stadt Löwenstein verhindert werden. In die Festungen hingegen wurde dann auch die Landmiliz als Besatzung gelegt. Als der Krieg sich nach Norddeutschland verlagerte, hatte Württemberg diese schwierige Zeit ohne größere Kämpfe überstanden und man dankte die geworbenen Truppen ab. Die Landmiliz hatte sich während dieser Zeit als brauchbar erwiesen, während die Söldner durch Disziplinlosigkeiten aufgefallen waren. 1629 wurden einzelne Kompanien der Landmiliz aufgeboten, um verschiedene Klöster zu besetzen und so eine Inbesitznahme durch kaiserliche Kommissionen zu verhindern. Aber trotzdem konnte man letztendlich die Durchführung des Restitutionsedikts nicht verhindern, da man gegen die überlegenen Kaiserlichen Truppen, die in der Region lagen, nicht ankam. Zeitgleich wurden große Teile des Kaiserlichen Heeres nach Italien verlegt und die Durchmärsche sorgten für erhebliche Unruhe in Süddeutschland. 1631 trat dann das Herzogtum Württemberg dem Leipziger Bund bei und stellte die Landmiliz wieder auf. Der Kaiser reagierte darauf, indem er Grafen von Fürstenberg mit 24000 Mann, die gerade vom Kriegsschauplatz Italien zurückkehrten, nach Württemberg einmarschieren ließ. Der Herzogadministrator Julius Friedrich zog seine Truppen bei Blaubeuren zusammen und wollte hier Fürstenberg den Weg ins Land verlegen. Da er von den Verbündeten wider erwarten keine Unterstützung erhielt, zog er sich nach Tübingen zurück. Dort erwartete er mit 16000 Mann Fürstenberg. Bevor zu Kämpfen kam, verhandelte Julius Friedrich mit Fürstenberg. Da das württembergische Heer, das zum größten Teil aus der Miliz bestand, deutlich an Zahl und Kampfkraft den kaiserlichen Veteranen unterlegen war, gab der Herzog-administrator klein bei und löste seine Armee auf. Diese Episode im Juni 1631 ging als Kirschen-Krieg in die Geschichte ein. Die Württemberger verloren dabei 2 Kompanien Landmiliz, die sich bei Münsingen ergaben und gleich bei den Kaiserlichen Regimentern untergesteckt wurden. Auch war es wieder zu keinen größeren Kämpfen gekommen. Grundlegend änderte sich die Lage, als sich Württemberg 1632 Schweden anschloß. In den nächsten beiden Jahren kam es dann zu einer Vielzahl von Kämpfen, bei denen die Landmiliz beteiligt war. Als erste Maßnahme wurden dann die Schwarzwaldpässe besetzt und so das Land zum Rheintal hin gesichert. Am 20. April ergab sich Biberach einem Kontingent von Schwedischen und Württembergischen Truppen und infolge wurden noch Ravensburg und Wangen erobert. In Biberach blieben dann auch Württemberger als Garnison. Ende Mai wurde dann Biberach von Kaiserlichen unter Rudolf von Ossa belagert, aber Bernhard von Weimar entsetzte die Stadt und Anfang Juni besetzten Württemberg darüber hinaus das benachbarte Kloster Zwiefalten. Ende Juli spitzte sich dann die Lage im Westen zu. Ein Kaiserliches Korps unter Oberst Ossa und Generalwachtmeister Montecuccoli unternahmen vom Elsaß aus einen Vorstoß nach Württemberg. Herzogadministrator Julius Friedrich hatte zur Abwehr bei Nagold 6000 Mann Landmiliz zusammengezogen und vereinigte sich mit einem Schwedischen Korps unter Schaffilizki um die Kaiserlichen bei Oberkirch aufzuhalten. Diese wichen dagegen nach Norden aus und eroberten Bretten und gingen gegen Knittlingen vor, in dem 1 Kompanie Landmiliz lag. Diese leistete Widerstand, da sie raschen Entsatz erwartete. Trotzdem wurde die Stadt erobert und geplündert. An der Knittlinger Steige wurden dann die Kaiserlichen von dem württembergischen Heer, das den Kaiserlichen nach Norden gefolgt war, aufgehalten und musste sich zurückziehen. Zwischenzeitlich zog Gustav Horn mit 15000 Schweden heran und schlug die Kaiserlichen bei Waibstadt und Wiesloch. Letztendlich waren sie dann gezwungen sich ins Elsaß zurückzuziehen. Ende August rückte dann Julius Friedrich mit den Württembergern über die Kniebis ins Rheintal wo er im Verein mit den Schweden unter Schaffilitzki die Region weitgehend unter Kontrolle brachte. Der größte Erfolg der Württemberger war dabei die Eroberung Offenburgs am 12. September, das vorübergehend eine württembergische Garnison erhielt. Im Oktober zog dann das Württembergische Heer unter Oberst Rau über den Schwarzwald in die Grafschaft Hohenberg. Von dort aus bedrohten Kaiserlichen Truppen Württemberg und im Schwarzwald und in der Baar rotteten sich die katholischen Bauern zusammen um Württembergische Herrschaften zu überfallen. Rau besetzte im Verein mit dem Schwedischen Kavallerie-Regiment Brink ,ohne auf großen Widerstand zu stoßen, diese Herrschaft am Oberen Neckar und zog weiter zum Bodensee. Dabei werden Rottweil und Villingen aufgefordert, sich unter den Schutz des Herzogs zu stellen, was aber beide Städte ablehnen. Im Hegau kam es dann zu mehreren Gefechten mit Kaiserlichen aber auch mit der dortigen Landmiliz. Am Bodensee selber nimmt man Radolfzell am 15. Oktober mit Akkord ein und darüber hinaus kontrolliert man bald das Hegau bis vor die Tore von Konstanz. Nach Radolfzell wird dann in der Folge eine starke Garnison gelegt, darüber hinaus baute man die Stadt zur Festung aus. Dagegen mußte Rau Rottweil förmlichen belagern und letztendlich wurde aber die Stadt am 5. Januar 1633 per Akkord eingenommen. Anschließen belagerte Rau Villingen, musste die Belagerung recht schnell wegen des harten Winters und der starken Gegenwehr abbrechen. Nach der fehlgeschlagenen Belagerung wurden dann die Milzeinheiten nach Hause geschickt und die beiden geworbenen Regimenter zu einem reformiert. Zu Anfang des Jahres 1633 kontrollieren die Württemberger große Teile des Schwarzwaldes, der Baar, des Hegaus und der Alb. In Oberschwaben standen 2000 Mann, welche die Schweden unter Horn unterstützen und einige Milizkompanien lagen in Augsburg. In der Baar und im Schwarzwald kam es mit der Villinger Garnison zu einem intensiven Kleinkrieg. Neben 500 Dragonern der Garnison beteiligten sich viele Villinger an den Streifzügen in der Umgebung und plünderten systematisch die weitere Umgebung aus. Die Württemberger hingegen legten in verschiedene Ortschaften rund um Villingen Truppen, die aber das Streifen nicht verhindern konnten, da es vor allem an kampfstarker Kavallerie mangelte. Im Laufe des Mais wurde dann Radolfzell 2 mal erfolglos von Kaiserlichen aus den Bodenseegarnisonen angegriffen, wobei man am 28. April bei den abziehenden Gegnern im Verein mit einem Schwedischen Kavallerie-Regiment schwere Verluste beibringen konnte. Weitere Kämpfe spielten sich um das Bergschloss Hohenstoffeln ab, das man am 31. Juli unter tatkräftiger Unterstützung des Rheingrafen Otto Ludwig einnehmen konnte. Bei dieser Belagerung fiel der Kommandant von Radolfzell, Ludwig von Pappenheim, der auch eines der geworbenen Regimenter kommandierte. Im Schwarzwald ging man seit Anfang Juni gegen das vorderösterreichische Schramberg vor. Die dortige Landmiliz unter dem Kommando des Obervogt hatte sich an den Kämpfen um Villingen beteiligt. Während man die Stadt schnell einnehmen konnte hielt sich das Bergschloss Hohenschrammberg noch bis zum 22. August. Dieses wurde von Major Widerhold mit 3 Kompanien Landmiliz belagert. Ab Juli wurde dann Villingen mit dem Großteil der württembergischen Truppen belagert. Dazu hatte man unter anderem einen Teil der Truppen aus dem Hegau abgezogen. Auch wurde der Hohenzollern ab dem 15. Juli von Oberst Jost Faber belagert. Er verfügte über 500 Mann Landmiliz und 100 Reiter der Metzger-Kompanie. Tuttlingen, wurde dagegen mehrmals in diesem Jahr von den Kaiserlichen aus den Garnisonen am Bodensee eingenommen und geplündert, die versuchten, Villingen zu entsetzen. Bei den Kämpfen wurde man von Schwedischer Kavallerie unterstützt, weil die württembergischen Reiter von Stärke und Kampfkraft der Kaiserlichen in keinster Weise gewachsen waren. Als das Schwedische Heer unter Gustav Horn Anfang September die Belagerung von Konstanz begann, waren auch wieder Württembergische Einheiten daran beteiligt. Neben Infanterie stellte man den Schweden vor allem Artillerie zur Verfügung. Auch hatte man inzwischen Radolfzell an die Schweden abgetreten, wobei einige der Milizkompanien immer noch die Garnison stellten. Im weiteren Verlauf wuchs diese Aktion zu einer handfesten Krise für die Protestanten aus. Horn wollte durch die Einnahme von Konstanz einem spanischem Heer den Marsch nach Breisach verlegen. Als die Spanier, vereinigt mit einem kaiserlichen Heer unter Aldringen, Ende September von Osten her heranzogen, mußte er die Belagerung aufgeben und vereinigte sich mit Bernhard von Weimar um dem Gegner gewachsen zu sein. Bei Spaichingen standen sich die Parteien in Schlachtordnung gegenüber, ohne dass es zur Schlacht gekommen wäre. Letztendlich konnten die Schweden im Verein mit den Württembergern das Herzogtum decken, während die Spanier das hart bedrängte Breisach entsetzen konnten. Villingen belagerte man dagegen den ganzen Sommer über erfolglos. Herzog Eberhard III., er hatte zu Anfang des Jahres die Regierung übernommen nachdem er volljährig geworden war, hatte zwar die Belagerung vorangetrieben. Aber wegen mehreren Faktoren waren die Württemberger gescheitert. Abgesehen von den kampfkräftigen Villingern unterstützte die Landschaft das Vorhaben nur ungenügend und die Milizionäre desertierten reihenweise. Vor allem die Landreiter erwiesen sich dabei als sehr unzuverlässig. Weiter fehlte es an kampfkräftiger Kavallerie um die Stadt abzuriegeln. Zwar wurde Oberst Rau als Belagerungskommandant von dem nachmaligen venezianischen Feldmarschall Degenfeld abgelöst, aber auch er konnte die Lage nicht retten. Negativer Höhepunkt für die Württemberger war der 17. September, als es den Villingern gelang, bei strömendem Regen ins schlecht gesicherte württembergische Lager einzubrechen, wobei Württemberg mehrere hundert Mann verlor. Im Oktober wurde dann die Belagerung abgebrochen und die Miliz teilweise nach Hause geschickt. Dagegen hielt man immer noch Rottweil besetzt und kontrollierte große Teile des Hegaus. Hier bekamen die Kaiserlichen wieder mehr die Oberhand. Auch der Hohenzollern wurde weiter belagert. Die ersten Monate des Jahres 1634 ging dann der Kleinkrieg mit den Kaiserlichen in der Region weiter. Zumindest konnte dann am 3. April Oberst Faber den Hohenzollern mit Accord einnehmen. Im Mai zog dann Gustav Horn über Oberschwaben an den Bodensee (dabei eroberte er einige Städte), wo er den Mai über erfolglos Überlingen belagerte. Auch hier waren wieder württembergische Einheiten beteiligt, ebenso stellte Württemberg beim anschließenden Ausbau Buchhorns zur Seefestung Schanzer zur Verfügung. Im Juni wurde die Belagerung Villingens, unter dem Kommando von Oberst Holz, wieder aufgenommen. Im Gegensatz zum Vorjahr, als man die Stadt förmlich belagert hatte, schlug man dieses Mal einen anderen Weg ein. Durch einen Damm unterhalb Villingens wollte man die Brigach aufstauen um so die Stadt unter Wasser zu setzen um die gefürchteten Ausfälle der Villinger zu verhindern. Die Württemberger waren dann den Sommer über damit beschäftigt, erst ihr Lager zu befestigen und dann den Damm aufzuschütten, sowie die Streifzüge der Garnison zu verhindern, was aber wieder einmal mangels Kavallerie selten gelang. Auch hatte Holz mit zahlreichen organisatorischen Problemen zu kämpfen, da er nur mangelhaft unterstützt wurde. Auch für den Entsatz des belagerten Radolfzell Anfang Juli stellte man 500 Mann Miliz ab. Zur Nördlinger Schlacht wurde dann die gesamte Landmiliz aufgeboten. Während rund die Hälfte der Truppe zwischen Tübingen und dem Bodensee stand, wurde der Rest, rund 6000 Mann, mobilisiert. Die ganze Streitmacht, die sich auch aus Kontingenten von anderen Reichsständen wie Reutlingen zusammensetzte, wurden von dem ehemaligen Obervogt von Vaihingen, Oberst Philipp von Liebenstein, kommandiert. Er war seit 1632 Oberst eines schwedischen Fußregiments und wurde wohl wegen seiner guten Verbindungen zu Württemberg für die Aufgabe ausgesucht. Die beiden Landregimenter wurden von den württembergischen Oberstleutnanten Melchior von Linckh und Michael von Grien kommandiert. Diese hatten Anfang August bei Göppingen die Regimenter gesammelt und bei Waldstetten am 10. August einen Trupp streifender kaiserlicher Reiter in die Flucht geschlagen. Von dort zog man ins schwedische Lager bei Bopfingen, wo man am 25. August ankam. Linckh und Grien, wie auch Liebenstein gelang die Flucht nach dem Debakel von Nördlingen. Sie tauchen am 29. August / 8 September in Kirchheim auf, wo Linkck den Posten den Burgvogts versah. Aber entgegen der Befehle verteidigte er die Landesfestung nicht und übergab sie schon am 6. September / 16. September den Kaiserlichen unter Oberst Butler. Auch die Belagerung Villingens wurde nach der Nördlinger Schlacht aufgegeben und Holz zog einen Großteil der Truppen aus den umliegenden Garnisonen an sich. Mit ihnen zog Holz über den Schwarzwald wo er sich bei Kehl mit den Truppen des Rheingrafen vereinigte. Bei dem Marsch waren Teile der Landmiliz desertiert. Die württembergischen Truppen waren dann an den Kämpfen um die Kehler Rheinbrücke beteiligt. Zum Jahresende lagen dann die Truppe bei Straßburg und die Miliz wurde mit dem Leibregiment vereinigt. Kommandeur war immer noch Oberst Holz, der anschließend Herzog Bernhard von Weimar unterstellt wurde. In diesem Rahmen nahm das Regiment an den Kampfhandlungen in der Pfalz und im Rheingau teil. Darüber hinaus wurden Kompanien Landmiliz in die Festung Philippsburg gelegt, wo sie neben 6 französischen Kompanien die Garnison dieser wichtigen Festung stellten. Aber schon am 14. Januar wurde die Festung mittels Handstreich durch Kaiserliche erobert. Die Württemberger hatten dabei heftigen Widerstand geleistet, während die Franzosen schnell den Widerstand aufgaben. In den württembergischen Landesfestungen Hohenasperg, Hohenneuffen, Hohentwiel und auf dem Hohenzollern lagen nach der Nördlinger Schlacht Milizkompanien in Garnison. Weimar hatte den Hohenasperg, Hohenurach und Schorndorf noch mit schwedischen Truppen belegt und die Schweden hatten dann auch das Kommando übernommen. In der Folge wurden diese Festungen belagert, aber sie konnten sich teilweise bis Ende 1635 halten, bis sie mangels Proviant aufgeben mußten. Teilweise war es dabei zu heftigen Kämpfen gekommen, wobei die Miliz selten beteiligt war. Einzig der Hohentwiel konnte sich bis Kriegsende halten, wobei sich hier die Garnison Ende 1637 in den Dienst von Herzog Bernhard von Weimar stellte. Letztendlich wurde das verbliebene Regiment zum Ende des Jahres 1635 aufgelöst und damit auch die letzten württembergischen Milizkompanien. Schlußbetrachtung Die Rolle der württembergischen Landmiliz wird gerne auf ihre Rolle bei der Nördlinger Schlacht beschränkt. Hier erwähnt man vor allem ihre angebliche schlechte Ausbildung und Bewaffnung. Die hohen Verluste in der Schlacht werden dabei überwiegend auf diese Umstand zurückgeführt. Nichts desto Trotz spielte die Miliz in der Zeit von Mitte 1632, als die Kämpfe im Südwesten ausbrachen, bis zur Nördlinger Schlacht eine größere Rolle im Kriegsgeschehen. Sie konnte im Verein mit den Schweden nicht nur die Kaiserlichen an einem Einbrechen in Württemberg hindern, sondern auch noch große Teile Südwestdeutschlands unter Kontrolle bringen. Sozusagen war die Miliz die Ergänzung zur schwedischen Armee, die zu jener Zeit schon Mühe hatte, genügend Infanterie aufzubringen. So finden wir die Württemberger oft bei Belagerungen oder in Garnisonen, wobei nicht immer klar ist, ob es die Miliz oder geworbene Truppen waren. Auch bei den, für die Schweden erfolgreichen, Feldzügen am Oberrhein und am Bodensee hatten die Württemberger in dieser Zeit erheblichen Anteil. Zwar hatte die Miliz auch bei den Schweden keinen guten Ruf, trotzdem wurden die Landregimenter an vielen Aktionen beteiligt. Allein bei Nördlingen stellte die Miliz die Hälfte der Infanterie und wurde an exponierter Stelle in die Schlachtordnung eingereiht, wo sie prozentual die gleichen hohen Verluste wie die schwedischen Kernregimenter erlitt. Die schwankenden Leistungen der Miliz waren wohl zum großen Teil auf die Offiziere zurückzuführen. Die Besseren unter ihnen wechselten ab 1632 zu den Schweden. Hierbei seien an erster Stelle Bernhard von Schaffilitzki und Philipp von Liebenstein genannt. Die verbliebenen Chargen waren meist noch höhere Beamte welche die Offiziersstelle sozusagen nebenher versahen. Gerade bei den Belagerung Villingens verabschiedeten sich viele der höheren Offiziere in den Urlaub und ließen die Truppe zurück. Die Mannschaften dagegen desertierten vor allem wenn sie zu lange von zu Hause weg waren und schlecht versorgt wurden. Dabei wurden sie oft noch von der Obrigkeit in den Ämtern gedeckt. Auch scheint die Motivation, Städte weit entfernt der Heimat zu belagern, bei den Milizionären nicht allzu groß gewesen zu sein. Die Bewaffnung der Miliz hingegen war alles andere als schlecht, da ein Großteil der Truppe mit Musketen bewaffnet war. Auch die Ausbildung scheint ausreichend gewesen zu sein, da die Miliz immer wieder im Verband mit schwedischen Truppen kämpfte. Grund hierfür wird sein, dass die Kompanien von der Organisation her recht ähnlich waren und die Aufstellung der Truppen beim Gefecht auf den gleichen Grundlagen basierte. Größter Unterschied scheint hingegen die Bezeichnung des Kompanieführers gewesen zu sein, der bei den Württembergern als Capitän bezeichnet wird und nicht wie üblich Hauptmann. Milizen in Südwesten Nicht nur Württemberg setzte im Großen Krieg in größerem Umfang die Miliz ein, sondern viele andere Reichsstände auch. In den Kämpfen Anfang der 20er Jahre waren auf protestantischer Seite die badischen und pfälzischen Milizen beteiligt, wobei die badischen Kompanien bei der Schlacht bei Wimpfen eine größere Rolle spielten. Als dann die Kämpfe 1632 eskalierten, wurden im Elsaß, im Schwarzwald und am Bodensee Miliz in größerem Umfang eingesetzt. Dabei zeigten sich einzelne Kontingente den regulären Truppen durchaus gewachsen, wenn nicht sogar überlegen. Hierbei sei die Dragoner-Kompanie von Überlingen genannt, wie auch die Villinger, die sich nicht nur bei den Belagerungen der Stadt als recht kampfkräftig zeigten, sondern auch bei späteren Gefechten wie auch bei der Schlacht bei Rheinfelden 1638 beteiligt waren. Von der Dauer und des Umfangs war dagegen die vorarlberger Landmiliz der Spitzenreiter. Sie verteidigte nicht nur seit 1632 Vorarlberg, sondern war noch in viele Kämpfe am Bodensee verwickelt. Darüber hinaus stellte sie oftmals auch die Garnison für verschiedene Festungen. Eine bittere Niederlage erlitt sie aber Anfang 1647 als es den Schweden unter Wrangel gelang, die Sperren bei Bregenz zu umgehen und die Stadt zu erobern. Die anderen Milizen spielten dann meist nach 1634 keine größere Rolle im Kriegsgeschehen mehr. Grund hierfür scheinen die großen Bevölkerungsverluste durch die Pest gewesen sein, welche die Bevölkerung erheblich dezimierte. Auf der anderen Seite scheint über kurz oder lang jeder Mann mit einer Feuerwaffe bewaffnet gewesen zu sein und wußte damit umzugehen. Daher muss man davon ausgehen, dass die Bevölkerung sich durchaus gegen die Soldaten zu wehren wußte.
Literaturliste und Quellen zum Text:
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